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Sucht | Abhängigkeiten

Allgemeine Info

Um eine Sucht oder Abhängigkeit handelt es sich, wenn eine Person die Kontrolle über den Konsum verliert. Dabei gibt es sowohl stoffgebundene Abhängigkeiten (Alkohol, Medikamente, illegale Drogen) als auch stoffungebundene Abhängigkeiten (Glücksspiel-, Internet- bzw. Computerabhängigkeit). Eine Sucht kann jeder Mensch unabhängig von Alter und Geschlecht entwickeln. Mit professioneller Hilfe durch spezialisierte Behandlungseinrichtungen ist eine Abhängigkeitserkrankung jedoch meist gut behandelbar.

 

Die Alkoholabhängigkeit ist eine der gesellschaftlich relevantesten Abhängigkeiten. Ca. 5% der Erwachsenen leiden an einer Alkoholproblematik und 11% der Bevölkerung gelten als gefährdet. Auf Grund von erhöhter Unfallgefahr und Zahl an Krankenständen stellt sie nicht nur eine große Belastung für die Betroffenen, sondern auch eine ernstzunehmende Thematik für Unternehmen dar.

 

Der angestrebte Nutzen des Substanzkonsums ist für die Betroffenen meist unterschiedlich: Einige Menschen möchten eine Belastungssituation kompensieren, Beschwerden unterdrücken oder auch einfach „abschalten“. Die Grenzen zwischen unbedenklichem, missbräuchlichem und abhängigen Konsumverhalten sind dabei fließend und oft sowohl für Außenstehende als auch Betroffene erst im Nachhinein klar erkennbar. Besondere Aufmerksamkeit ist vor allem dann geboten, wenn der Alkoholkonsum Auswirkungen auf andere Lebensbereiche hat (bspw. alkoholisiertes Lenken eines Kfz, betrunkenes Erscheinen am Arbeitsplatz etc.).

Fallbeispiel

Herr S. arbeitet seit 25 Jahren als Verkäufer in einem großen Unternehmen. Seine KollegInnen kennen ihn als zuverlässig, angenehm und sehr freundlich. Seit einiger Zeit scheint sich Herr S. verändert zu haben. Er erscheint teilweise ein bis zweimal wöchentlich zu spät zur Arbeit, meldet sich häufig krank, verschwindet unangekündigt und macht häufig Pausen. Nach seinem Erscheinen zur Arbeit wirkt er nervös und schwitzt stark. Auch ist er oft unrasiert, trägt verschmutzte Kleidung oder spricht undeutlich und verwaschen. Seit Neustem konsumiert er während der Arbeit häufig Kaugummis. Seine Aufgaben erledigt er immer unzuverlässiger, hält sich nicht an Absprachen und wird im Kontakt mit KollegInnen und KundInnen schnell gereizt und aggressiv.

Die Rolle als Führungskraft

Eine Sucht im betrieblichen Kontext zu erkennen, gestaltet sich häufig als schwierig. Ausnahmen stellen hierbei wohl die Nikotin-und Alkoholabhängigkeiten dar. Achten Sie auf Veränderungen im Arbeits-, Leistungs-, und Sozialverhalten, sowie auf das äußere Erscheinungsbild. Sprechen Sie Ihre Vermutungen in einem kleinen geschützten Rahmen an. Äußern Sie hierbei die Sorge um Ihren Mitarbeitenden sowie Ihren Verdacht. Wichtig ist jedoch keine Diagnose zu stellen, denn die Vernachlässigung von Sozialkontakten oder Stimmungsschwankungen können auch andere Ursachen haben. Sagen Sie Ihrer/Ihrem Mitarbeitenden welches Verhalten und welche Leistungen bei der Arbeit erwartet werden. Machen Sie sich Bewusst, dass es sein kann das der/die Betroffene Schwierigkeiten dabei haben könnte,  sich an das besorgniserregende Verhalten (zu welchem es z.B. durch einen betrunkenen Zustand gekommen ist) wiederabzurufen.

 

Bieten Sie ihm/ihr Unterstützung darin an, gemeinsam nach professioneller Hilfe zu suchen.

 

Wichtig:

Nicht-Ansprechen, Verschweigen, Verleugnen und Verharmlosung der Problematik macht Sie und Ihre KollegInnen zu CO-ABHÄNGIGEN. Das bedeutet, dass Sie mit diesem Verhalten die Sucht trotz bester Absichten stabilisieren und eine Veränderung unwahrscheinlicher machen.

 

Auch sollten Sie darauf achten, dass die/der betroffene Mitarbeitende durch falsche Hilfsbereitschaft, wie Übernahme der Aufgaben, Fehler vertuschen usw. durch andere Mitarbeitende unterstützt wird. Dies hilft, der/dem Betroffenen nicht dabei sich ihre/seine Problematik einzugestehen und führt daher eher zu einer Verlängerung der Krankheit.

 

Wenn Gefahr für die betroffene Person oder andere Mitarbeitende besteht, schicken Sie die Person nach Hause. Vor allem das Führen eines Fahrzeuges muss unbedingt verhindert werden. Setzen Sie sich mit Ihrer/Ihrem internen ArbeitspsychologIn in Verbindung, um weitere Schritte abzuklären.

 

Wir haben einen Stufenplan entwickelt, der Ihnen bei suchtbedingten Auffälligkeiten von Mitarbeitenden eine klare Vorgehensweise ermöglicht. Besprechen Sie diesen Stufenplan auch mit Ihrer/m MitarbeiterIn:

Warnsignale
  • Körperliche Entzugserscheinungen (unklare oder laute/aggressive Aussprache, zitternde Hände, Schweißausbrüche usw.)
  • Äußeres Erscheinungsbild (ungepflegt, übermüdet, Geruch aus dem Mund usw.)
  • Heimlicher Konsum
  • Unruhe, Aggressivität, Nervosität, mangelndes Konzentrationsvermögen
  • Verwirrtheit oder Schläfrigkeit
  • Arbeitsplatz häufig verlassen, unpünktlich erscheinen
  • Kurzfristige Urlaubs- oder Krankmeldungen
  • Leistungsabfall/-schwankungen, Unzuverlässigkeit
  • Vernachlässigung von Interessen und Sozialkontakten
Tipps zur Kommunikation

Was sage ich zu meinen Mitarbeitenden?

Als Gesprächsgrundlage ist ein Fürsorge- und Klärungsgespräch empfehlenswert. Einen detaillierten Gesprächsleitfaden erhalten Sie bei Ihren AnsprechpartnerInnen..

  • Sorge offen mitteilen: „Mir ist aufgefallen, dass…“ „Ich habe Veränderungen an Ihnen festgestellt, die mich besorgen.“
  • Ich-Botschaften vermitteln: „Ich habe festgestellt, dass…“ „Mir ist aufgefallen, dass…“
  • Fakten nennen: „In den letzten zwei Wochen sind Sie vier Mal zu spät gekommen.“
  • Klare Vereinbarungen treffen: „Sie kommen pünktlich zur Arbeit und erledigen Projekt xy bis zum Zeitpunkt…“
  • Folgetermin verbindlich festlegen, um Vereinbarungen zu überprüfen „Wir sehen uns am Tag xy wieder,
    bis dahin gilt unsere Vereinbarung ausnahmslos.“
  • Unterstützung anbieten: „Wir können gemeinsam nach professioneller Hilfe suchen.“
  • Absolute Verschwiegenheit über die Inhalte des Gespräches: „Unser Gespräch bleibt unter uns, falls die Vereinbarungen nicht eingehalten werden, werde ich weitere Personen hinzuziehen müssen.“
  • Diskussionen vermeiden – Versuchen Sie das Problem stattdessen zu identifizieren

 

Was sollte ich besser nicht sagen?

  • Diagnose stellen: „Sie sind spielsüchtig“
  • Bagatellisieren oder Verständnis für die Abhängigkeit: „Das ein oder andere Glas ist ja ok.“ oder
    „Nach einem harten Arbeitsalltag, nimmt man gerne eine (Schlaf-)Tablette um ein bisschen runterzukommen und besser zu schlafen.“
  • Anklagend: „Sie sind selbst schuld an Ihrer Sucht, sehen Sie zu, wie Sie damit klar kommen und erledige
    Sie Ihre Aufgaben!“
  • Therapeutenrolle übernehmen: „Ich werde Ihnen helfen, wir können über alles sprechen…“
  • Gerüchte: „Kolleg/In xy meinte, dass Sie während der Arbeitszeit heimlich im Internet surfen.“
Anlaufstellen
  • AKH – Allgemeines Krankenhaus Wien
    Klein. Abteilung für Sozialpsychiatrie

Ambulanz für Alkoholismusgefährdete
Tel.: 01 40400 35470
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
www.akhwien.at

  • AA-Anonyme Alkoholiker
    Zentrale Kontaktstelle Wien
    Tel.: 01 799 5599
    www.anonyme-alkoholiker.at
  • Österreichischer Suchthilfekompass
    https://suchthilfekompass.goeg.at
  • API –  Anton Proksch Institut
    Therapiezentrum für Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
    Tel.: 01 880100
    www.api.or.at