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Krisen | Suizidgefahr

Allgemeine Info

Krisen können durch die unterschiedlichsten Anlässe ausgelöst werden. Dazu gehören beispielsweise der Tod eines nahestehenden Menschen, eine Trennung, eine Erkrankung oder berufliche Belastungssituationen, wie Mobbing. Doch nicht immer ist der Auslöser einer Krise von außen erkennbar. Manchmal sind es starke innere psychische Spannungen, die Hintergrund von Krisen und Rückfällen sind.

 

Wenn Krisensituationen auch zu Konflikten oder Irritationen am Arbeitsplatz führen, kann dies Einfluss auf den gewohnten Arbeitsprozess haben. Häufig sind negative Auswirkungen auf die Arbeitsleistung, die Motivation und die Produktivität der betroffenen Person festzustellen. Umso wichtiger ist es, eine klare und wertschätzende Kommunikation mit der betroffenen Person aufrechtzuerhalten. Sich über die eigenen Probleme verständigen zu können ist für den Mitarbeitenden ein wichtiger Schritt im Bewältigungsprozess.

 

Der Bewältigungsprozess einer Krise kann verschiedene Phasen umfassen:

Fallbeispiel

Herr X. hat vor kurzem einen geliebten Menschen verloren. Da es nicht seine Art ist, mit jedermann über Probleme oder gar Schicksalsschläge zu sprechen, wissen vorerst nur wenige Personen über den Vorfall Bescheid. Kurz nach dem Begräbnis scheint es zuerst so, als ob Herr X. den Verlust „gut wegsteckt”. In seiner Arbeit als IT-Techniker in einem bekannten Unternehmen arbeitet er wie immer gewissenhaft und fleißig, fast noch mehr und genauer als vor dem Schicksalsschlag. Seine Führungskraft, die über den Vorfall Bescheid weiß, beobachtet Herrn X. Verhalten und kommt zu dem Schluss, dass ihm die Arbeit hilft, um sich etwas vom erfahrenen Schmerz ablenken zu können. Doch nach und nach kommt es zu Veränderungen. Herr X. ist zwar anwesend, arbeitet aber deutlich weniger als normalerweise. Mit KollegInnen tritt er kaum noch in Kontakt, Beobachtungen zufolge starre er die meiste Zeit ins Leere. Seine Führungskraft glaubt zu wissen, dass sich Herr X. nun in einer Art Depressionsphase befindet. Da gutes Zureden nicht unbedingt ihre Stärke ist, versucht sie Herrn X. mit Sätzen wie „Das wird schon wieder!” oder „Als meine Mutter starb ging es mir auch so.” aufzumuntern. Darauf reagiert Herr X. jedoch nur mit einem Schulterzucken und starrt weiterhin ins Leere. Die Lage bessert sich in den nächsten Wochen nicht, auch die Arbeitsleistung sinkt weiterhin. Seine Führungskraft ahnt, dass sie etwas tun muss. Sie holte sich Rat von anderen Führungskräften und bittet Herrn X. zu einem persönlichen Gespräch. In diesem Gespräch versucht seine Führungskraft Herrn X. zum Reden zu animieren, ihm wirklich gut zuzuhören und ihm zu vermitteln, dass sie für ihn da ist. Außerdem vermittelt sie ihn an die Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, da Herr X. das Gefühl bekommt, das sich jemand um ihn kümmern wird.

 

Anzeichen von Krisen

Wie kurz vor einem Unwetter, wo ein leichter Wind zu spüren ist und Wolken aufziehen, gibt es auch gewisse Vorboten, die auf eine beginnende Krise hindeuten, z.B.:

  • Es wird von Gefühlen der Überforderung berichtet, man fühlt sich nicht mehr wohl und
    verspürt Traurigkeit, Ärger, Spannung und Verzweiflung.
  • Schlafprobleme treten auf, wie ungewöhnliche Schlaf- oder Wachphasen
  • Sozialer Rückzug, wenig Kommunikation mit KollegInnen.
  • Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, alltägliche Aufgaben erscheinen unmöglich und
    können nicht mehr bewältigt werden.

 

Obwohl Krisen mitunter oft zum Anlass genommen werden, dem eigenen Leben eine neue Wende zu geben, ist auch eine Suizidabsicht nicht auszuschließen. Es gibt zwei Hauptgründe warum Personen womöglich über einen Suizidversuch nachdenken:

  1. Ausweg: Der/die Betroffene wollen sich von ihren überwältigenden Gedanken oder Emotionen befreien. Sie sehen sich selbst als wertlos und denken, dass es anderen ohne Sie besser geht.
  2. Kommunikation: Der/die Betroffene will ihre Gefühle anderen mitteilen. Dies kann als „Hilfeschrei“ gedeutet werden.
Die Rolle als Führungskraft

Seien Sie aufmerksam! Versuchen Sie wahrzunehmen, ob sich ein Unwetter anbahnt und Warnsignale auftauchen. Bieten Sie der betroffenen Person die Möglichkeit eines vertraulichen Gesprächs und helfen Sie aktiv, professionelle Hilfe zu finden. Als Führungskraft können Sie einen wichtigen Anker bieten, in dem Sie Zuversicht vermitteln und der Person zumindest die Angst vor einem möglichen Arbeitsplatzverlust nehmen. Folgende Leitfragen sind für Sie wichtig:

  • Welche Schritte sind sofort nötig? Wer kann sofort helfen?
  • Ist die betroffene Person arbeitsfähig?
  • Welches Umfeld ist unmittelbar betroffen? (KollegInnen,..)
  • Welche Ressourcen stehen zur Verfügung?
  • Welche externen Hilfen müssen angefordert werden?
  • Welche Bezugspersonen können kontaktiert werden?
  • Wann findet die nächste Kontaktaufnahme statt

 

Was ist bei Suizidäußerungen/-absichten zu tun:

  • Gehen Sie mit der betroffenen Person direkt ins Gespräch, auch wenn es sich dabei nur um einen kleinen Verdacht handelt. Wenn die Person nicht suizidal ist dann brauchen Sie sich auch keine Sorgen machen, dass Sie sie mit dem Gespräch auf den Gedanken bringen.  Solange die/der Betroffene gesprächsbereit ist, sieht sie/er noch Hoffnung. Drücken Sie die eigene Sorge um den betroffenen Menschen ruhig aus und beschreiben Sie die Verhaltensweisen die dazu geführt haben, dass sie sich Sorgen um einen Suizidversuch machen. Dies gibt der Person das Gefühl, mit ihren Gefühlen nicht alleine zu sein. Oft eröffnen sich so neue Perspektiven.
  • Vermeiden Sie nicht das Wort „Suizid“ – Es ist wichtig das Thema wirklich direkt anzusprechen.
  • Signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie da sind und zuhören, egal was der/die Betroffene nun sagen möchte
  • Bleiben Sie ruhig und geduldig.
  • Signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass sie/er Ihnen wichtig ist.
  • Falls sich der/die Betroffene bzgl. konkreten Suizidplänen öffnet und Sie im Anschluss darum bittet diese Informationen für sich zu behalten, zeigen sie sich nicht damit einverstanden. Sagen Sie etwas wie „Es tut mir Leid aber Sie sind mir zu wichtig, als das ich dieses Geheimnis für mich behalten könnte.“ Und entscheiden Sie gemeinsam wer miteinbezogen werden könnte und suchen Sie nach Unterstützung. Wenn der/die Betroffene Ihnen nicht die Erlaubnis dafür gibt, dann müssen Sie trotzdem Hilfe suchen. In diesem Falle steht Sicherheit über einem möglichen Vertrauensbruch.
  • Rufen Sie eine/n Angehörige/n der betroffenen Person an und lassen Sie den betroffenen Menschen nicht alleine.
  • Bei akuter Gefahr müssen Sie ärztliche Hilfe anfordern oder die Rettung rufen.

 

Machen Sie sich bewusst, dass Sie auch wenn Sie helfen womöglich ihre/n Mitarbeiter/in nicht von dem Suizidversuch abhalten können. Sie sind dafür nicht verantwortlich.

Warnsignale
  • Mehr oder weniger konkrete Suizidankündigungen oder Andeutungen
    (z.B. „Ich will nicht mehr.”, „Alles ist sinnlos.”, „Wenn es mich einmal nicht mehr gibt …“ ).
  • Konkrete Handlungen
    (Sammeln von Tabletten, konkrete Beschäftigung mit dem Thema, verschenken geliebter Dinge).
  • Zunehmender Rückzug und soziale Isolation.
  • Zunehmende Einengung: Einengung bedeutet, dass die persönlichen Handlungsmöglichkeiten als Folge äußerer Umstände oder auf Grund eigenen Verhaltens zunehmend eingeschränkt werden. Betroffene berichten, dass sie an nichts mehr Interesse haben. Die Wahrnehmung der Welt und die Gedanken bewegen sich nur in eine negative Richtung. Es herrschen dann Gefühle von Angst, Depression, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung vor, man spricht von einer Einengung der Gefühlswelt. Eine Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen entsteht dadurch, dass die Betroffenen sich zurückziehen, aber auch dadurch, dass die reale Wertschätzung durch die Anderen abnimmt. Für viele Menschen gibt es zentrale Werthaltungen im Leben, wie Religion oder Beziehungen, die sie von einer Selbsttötung abhalten. Werden diese zentralen Werte in Frage gestellt, kann dies ein letzter, sehr ernster Schritt in Richtung Suizid sein.
  • Unerwartet auftretende Ruhe nach Suizidäußerungen: Wenn Menschen, die zuvor Suizidabsichten geäußert haben, plötzlich ruhig und entspannt wirken und nicht mehr von Selbsttötung sprechen, obwohl sich an ihrer Lebenssituation nichts geändert hat, kann dies bedeuten, dass sie sich bereits zum Suizid entschlossen haben. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es einen quälenden inneren Kampf zwischen „Ich will mich töten“ und dem Wunsch weiter zu leben und der Hoffnung auf Hilfe, jetzt wird der Suizid als eine „vernünftige” Lösung gesehen.
  • Starke Stimmungsschwankungen, plötzliche Weinkrämpfe und unerwartete Gelassenheit.
  • Gefühle der Hoffnungs – und Hilflosigkeit
  • Kontrollverlust über die eigenen Handlungen
    (z.B. alkoholisiertes Autofahren, Gewalthandlungen in der Vorgeschichte).
  • Fehlender Kontakt im Gespräch und das Gefühl die Betroffenen nicht erreichen zu können.
Tipps zur Kommunikation

Was sage ich zu meinen Mitarbeitenden?
Starten Sie das Gespräch in dem Sie fragen „Wie geht es Ihnen“ oder „Wie fühlen Sie sich?“

  • Fürsorge: „Ich bin für Sie da.”
  • Unterstützung: „Ich werde Ihnen helfen.”
  • Verständnis: „Ich kann gut verstehen, warum Sie so fühlen.”
  • Mitgefühl: „Das ist bestimmt nicht leicht für Sie.”

 

Was sage ich besser nicht?

  • Anklagend: „Reißen Sie sich doch mal zusammen.”
  • Bagatellisieren: „Sie müssen nur auf andere Gedanken kommen, machen Sie doch mehr Sport.” „Es wird schon alles wieder gut werden“ „Machen Sie sich keine Sorgen“
  • Herunterspielen: „Es gibt Schlimmeres im Leben…”
  • Nicht ernst nehmen: „Bei mir ist es auch so…”
  • Verurteilend: „Sie denken nicht darüber nach etwas dummes zu tun oder?“

 

Bluffen/zu viel wagen: „Machen Sie es doch einfach.“

Anlaufstellen
  • Kriseninterventionszentrum Wien

Tel.: 01 406 9595 0

http://www.kriseninterventionszentrum.at

  • Sozialpsychiatrischer Notdienst:

Tel.: 01 31330 (24 Stunden)

Gumpendorfer Straße 157, 1060 Wien

www.psd-wien.at

  • Kontakte zu klinischen PsychologInnen und PsychotherapeutInnen

http://ipp.bmgf.gv.at